Der Sommer ist definitiv vorbei, die Tage sind schon empfindlich kurz und die Heizung läuft. Bäume und Sträucher strahlen in herbstlich bunten Farben – ein Zeichen dafür, dass sie sich auf den nahenden Winter vorbereiten. Tun wir es ihnen gleich und machen unseren Garten winterfest!
Haben Sie sich das schon einmal gefragt? Hier ein kleiner Crashkurs:
Die Photosynthese – mit der der Baum CO2 aus der Luft zieht und in Sauerstoff und Traubenzucker umwandelt – wird im Herbst eingestellt. Das Chlorophyll, der grüne Blattfarbstoff – der für die Photosynthese benötigt wird – wird abgebaut und über den Winter in Ästen, Stamm und Wurzeln eingelagert. Ist das Blattgrün weg, kommen die anderen Farbpigmente zum Vorschein, die unter dem Grün schon das ganze Jahr über vorhanden waren: Der Baum trägt sein Herbstkleid.
Nach diesem kleinen Theorieteil wenden wir uns nun der Praxis zu.
Nicht nur im Frühling und Sommer, auch im Herbst fallen noch allerlei Gartenarbeiten an. Jetzt ist vor allem die Pflanzzeit.
Sämtliche Pflanzenarten sollten, wenn immer möglich, im Herbst gepflanzt werden.
Dasselbe gilt auch fürs Umtopfen und Teilen von Pflanzen. Immergrüne Pflanzen können ab Ende September gesetzt bzw. umgesetzt werden. Bei sommergrünen Pflanzen sollte man warten, bis das Laub abgefallen ist.
Beim Gärtnern gilt: Nach der Saison ist vor der Saison. Der Herbst ist die beste Zeit, um Blumenzwiebeln für das nächste Frühjahr zu pflanzen. Die ersten spriessen dann bereits ab Februar und nach und nach blühen Schneeglöckchen, Märzenbecher, Krokusse, Tulpen, Narzissen, später auch Zierlauch etc. Eine fröhliche Farbenvielfalt nach dem trüben Winter!
Es lohnt sich, mit dem Pflanzen von Blumenzwiebeln nicht zu lange zu warten.
Im früheren Herbst können die Zwiebeln noch möglichst viele Wurzeln bilden, bevor der Winter anbricht. Und je mehr Wurzeln, desto mehr Kraft haben sie im Frühling zum Blühen. Wichtig ist, Blumenzwiebeln tief genug zu setzen, das heisst zwei- bis dreimal so tief, wie die Zwiebel selbst gross ist. So tief in der Erde verankert, haben sie später genügend Stabilität, vor allem hohe Tulpen. Nach dem Setzen unbedingt angiessen. Besonders schön wirken Frühlingsblüher in kleineren oder grösseren Gruppen, also eher nicht alle einzeln verteilt setzen. Hochgezüchtete Blumen blühen im Folgejahr häufig nicht mehr nach. Einfachere kommen jedes Jahr wieder.
Gräser werden im Herbst am besten oben zusammengebunden, damit ihnen im Winter der Schnee nichts anhaben kann. So rutscht dieser ab und kann nicht ins Herz der Pflanze vordringen und sie zum Faulen bringen. Zum Zusammenbinden eignet sich Kokosschnur oder auch Juteband, welche es leicht zu kaufen gibt. Dasselbe Verfahren empfiehlt sich auch für schlanke Bäume und Büsche wie beispielsweise Koniferen oder Bambus, damit die schwere Schneelast sie nicht aus der Form drücken kann.
Viele Gartenbesitzer schneiden mehrjährige Stauden nach dem Verblühen bodeneben ab und bedecken sie mit einer Lage Kompost. Dann sieht der Garten aufgeräumt und ordentlich aus und der Winter kann kommen.
In der Natur läuft das allerdings anders. Dort «räumt» niemand «ab».
Dieses Prinzip lässt sich auch bestens im Garten anwenden. Man lässt die verblühten Stauden einfach stehen. Trockene Stauden können im Winter nämlich sehr dekorativ aussehen, beispielsweise Sonnenhut, Brandkraut (Phlomis) oder auch Karden, welche mit ihren Samen gleich noch Nahrung für den Distelfink und andere Singvögel bereitstellen.
Ein kleines Stück Biodiversität – und das ohne grosse Mühe. Eben gerade ohne grosse Mühe.
Was dennoch abgeschnitten werden muss, bindet man an einem Ende zusammen und stellt es dann, ähnlich einem Indianertipi, auf. Und schon steht ein kleines Winterschutzquartier für Pflanzen, Insekten sowie Klein- bis Kleinstlebewesen, indem es den gröbsten Frost und vor allem den Wind etwas abhält.
In der freien Natur fällt das Herbstlaub von den Bäumen und bleibt liegen.
Herbstlaub:
Auch in unserem Garten. Wo es stört, muss Herbstlaub natürlich weggerecht oder -gekehrt werden, beispielsweise in Einfahrten oder auf Wegen. Doch gehört es nicht unbedingt in die Entsorgungsstelle, denn es kann uns noch wertvolle Dienste leisten.
Einfach auf den Beeten verteilen, wie auch unter Hecken und Gehölzen. Bei Obstbäumen um den Stamm herum etwas anhäufen, vielleicht mit ein paar Ästen beschweren, und der Rest geschieht ganz von selbst. Laub kann auch in einem Kompostgitter gesammelt und über den Winter stehen gelassen werden. So fällt es in sich zusammen und kann im Frühling im Garten verteilt und etwas eingearbeitet werden. So wird das, was der Garten hervorbringt, gleich wieder recycelt – ein natürlicher Kreislauf.
Hat es im Garten irgendwo einen ruhigen und geschützten Platz, würde sich der Igel über einen mit Ästen beschwerten Laubhaufen als Winterherberge bestimmt freuen!